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Eröffnungsrede Weihnachtsausstellung November 2005


KUNST und KULTUR zu Hohenaschau e.V., Weihnachtsausstellung 2005, 11.11.2005 - 18.12.2005, 3 Künstler aus Berlin + 7 x Künstler aus den Münchner Domagkateliers


Zeitgenossenschaft, Zeitzeugenschaft galt lange als ein Königsweg zur wahrhaften historischen Erkenntnis. Und die endlos ausbreiteten TV-Dokumentationen zum 60. Jahrestag des 2. Weltkriegs-Endes haben uns in den vergangenen elf Monaten mit Augenzeugen-Statements nachgerade überschütet. Aber mit der Inflation wuchs auch der Zweifel. Denn dem Augenzeugen eignet zwar der unschätzbare Vorzug der authentischen Nahsicht. Aber eben diese Nahsicht heißt zumeist zugleich Kurzsichtigkeit. Denn die ergänzende Weitsicht gelingt oft genug nur trübe oder verzerrt durch eine subjektiv gekrümmte Brille.

So ist letzlich auch alles, was wir selber zur Geschichte der Kunst der letzten dreißig, vierzig Jahre vorzubringen wissen, eingetrübt und eingenebelt durch die allzu große Nähe. Und ich würde mich am wenigsten getrauen, aus dem, was ich gestern sah und heute sehe, eine Tendenz oder gar einen Stil herauszulesen.

Trotzdem aber beschleicht mich bei der sogenannten "jungen Kunst" der letzten fünf, sechs Jahre (Stichtag ist das ominöse Datum 2000) das Gefühl, als sei da etwas wirklich Neues auf- und ausgebrochen. (...) Als gebe es nun plötzlich eine Riesenmenge junger Künstler, denen der ganze Wust an Erblast der Vergangenheit buchstäblich wurst ist. Die - als Kinder unseres Medienzeitalters - irgendwie zwar alles kennen, alles schon gesehen haben. Aber ohne Wertigkeit. Ohne das damit verbundene Gut und Böse. Eine Generation, die - gar nicht mal so überspitzt gesagt - ihre Playmobil-Figuren exakt so hoch einschätzt wie die Mona Lisa (...) Für die Bronze und Leinwand absolut keine edleren Materialien sind als rostiges Altblech oder Plastik-Pixel. Für die - spätestens seit Jeff Koons - Kitsch eine ebenso legitime Kunstform sein kann wie "concept art". (...) Die Postmoderne war ja (...) der Versuch, die Phänomene und die Zeichen einer globalisierten Zeit nur noch zu sichten und zu ordnen statt sie zu bewerten. Jetzt aber ist die Generation der Enkel an der Reihe, die das alles längst nicht nur kapiert, sondern von Kindheit an gelebt hat, die es deshalb einfach stürmisch kreativ und spielerisch benutzt, statt sich noch groß daran wund zu reiben. Meine verehrten Damen und Herren - wozu all der Vorlauf? Weil ich denke, dass Rudi Distler diese Fragen hier in dieser Schau mit voller Wucht in dieses Haus getragen hat, in einer Schau (...), mit der wir uns ganz und gar und ohne reflektiven Rückhalt im 21. Jahrhundert aufhalten, (...) in der dies Neue sich präzis verorten lässt: in den Münchner Domagk-Ateliers (...).

Bernhard Springer (...) Die Technik seiner Bilder ist von einer Beherrschtheit, die einen fast verzweifelt stimmen könnte. Denn wie oft hat man das Material Wellpappe in der jüngeren Kunst nicht schon mißbraucht gesehen. Hier erfindet es einer buchstäblich neu: Mit Farben, die sich durch die Wellung tatsächlich den Raum erobern. Wo drei und mehr unterschiedliche Schichten übereinander schweben, ohne sich gegenseitig abzudecken. Wo - wie bei den geriffelten Wackelbildern unserer Kindheit - der Blickwinkel den Bildeindruck verändert. Wo die Krachfarben unserer recycleten Pop-Kultur, die Neon-Röhren-Farben, etwas rundweg Magisches annehmen.

(Klaus Jörg Schönmetzler, Kulturreferent d. Landkr. Rosenheim, Eröffnungsrede 11.11.2005 Kunstverein Hohenaschau e.V. (Chiemgau) zur Gem.ausstellung v. Künstlern d. Haus 50, Domagkstr., München)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Bilder zum Erschaudern
Eine besondere Weihnachtsausstellung in Hohenaschau


Oberbayerisches Volksblatt, November 2005

Der künstlerische Leiter des Vereins Kunst und Kultur zu Hohenaschau, Rudolph Distler, überrascht immer wieder. Für die Weihnachtsausstellung in den Räumen der Galerie an der Festhalle hat er etwas ganz Besonderes ausgeheckt.

Er klapperte in München die Domagk-Ateliers ab, wählte sieben Künstler aus und ergänzte sie mit dreien aus der Berliner Szene. In der ehemaligen Funkkaserne in der Münchner Domagkstraße entstand nach 1993 die größte Künstlerkolonie Europas mit rund 250 bildenden Künstlern. Allesamt präsentieren sie die Kunst des 21. Jahrhunderts, auch die sieben Künstler in Hohenaschau. Der große Raum unten ist zu Recht dem Künstlerpaar Friederike von der Weppen und Uwe Wulz, einem Künstler aus Feldkirchen-Westerham, gewidmet. Ihre Pixelbilder auf Holz wirken wie Puzzles, gestickte Wandteppiche oder Stickmuster. In Wahrheit stammen die Pixel aus einer Plastik-Steckspielzeug-Firma: Kinder im Schnee oder der Chiemsee in grellen Farben. Manchmal sind sie beinahe fotorealistisch und dann wieder verschwommen.

Nur scheinbar verschieden davon sind Bernhard Springers Acryl- und Sprühlackbilder auf Wellpapier im Flur oben. Da raucht Romy Schneider oder sinniert Thomas Bernhard in schrillen Farben, nur ohne Pixel. Wie bei Friederike von der Weppens und Uwe Wulz' Bilder haben die Motive einer nackten Warenwelt in schreienden Farben etwas Magisches an sich. Gleich neben Bernhard Springer ist Menno Fahl mit seinen expressiven und zugleich nüchternen Holz- und Materialdrucken angesiedelt. Ein wenig erinnern sie an moderne Totems.

Als «zartbitter-nostalgisches Abtauchen» bezeichnete Landkreis-Kulturreferent Klaus Jörg Schönmetzler bei der Vernissage die Ölbilder von Axi Hohenstein. In der Tat hat die Künstlerin ihre barbusigen Frauen mit roten Pumps und auf verschnörkelten Stühlen augenscheinlich aus der Jugendstil-Zeit in die ernüchternde Welt von heute versetzt.

«Unbequeme» Fragmentbilder aus Öl- und Pigmentfarben mit Eisenblech auf Leinwand zeigt Ransome Stanley. Da sind zwei Farbige mit einem Transisterradio in einer Bildecke, dort nur der Fuß eines Farbigen in einer anderen. Daneben «nur» monochrom perfekt gemalter Rost. Daneben die zynischen, respektlosen Nest-Zeichnungen von Yongbo Zhao - zum Erschaudern schön.

«Wortlose Geschichten» erzählen im Raum drei die Acrylbilder Josef Uiblachers. So bürstet eine grell geschminkte Frau ihr Haar vor einem Spiegel, der einen Mann in der Badewanne reflektiert. Gleich daneben besticht Kati Rank. Im Raum vier endlich glaubt der Betrachter wieder an ein Stück heile Welt. In ihren Buntstift-Gouachen lässt Birgit Bellmann die raue Wirklichkeit von altem Papier aufsaugen. Dadurch sehen die Figuren wie gepixelt aus - wie die Bilder am Anfang der Ausstellung.

(Gertie Falk, in: Oberbayerisches Volksblatt, Freitag, 18. November 2005)

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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11.11. - 18.12.2005
Weihnachtsausstellung 2005
Kunst & Kultur zu Hohenaschau e. V.

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